Webdossier zur Amateurastronomie


Es gibt etwa 150.000 deutschsprachige Amateurastronomen, schätzt der Spektrum-Verlag, in dem unter anderem die Zeitschrift „Sterne und Weltraum“ erscheint. Die Amateurastronomie bietet den Sternenguckern ein breites Spektrum an Betätigungsmöglichkeiten – eine zentrale Rolle spielt dabei die Beobachtung. Es gibt unzählige Objekte und Ereignisse, die beobachtet werden können – einige davon sind bereits mit bloßem Auge zu sehen, während andere eine gute Ausrüstung, vor allem aber Erfahrung und Geduld erfordern.

Spezialisten und Generalisten

Es gibt Amateurastronomen, die sich auf bestimmte Gebiete spezialisieren – wie Wolfgang Kloehr aus Schweinfurt. Der Software-Entwickler sucht den Himmel ganz gezielt nach Supernovae ab und konnte schon einige Erfolge verbuchen. Andere Amateurastronomen sehen sich dagegen eher als „Generalisten“: Oliver Lubenow von der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) interessiert sich beispielsweise auch für die Geschichte der Astronomie. Auch der Selbstbau von Beobachtungsgeräten, didaktische Aufgaben in astronomischen Vereinen oder Volkssternwarten und die Astrofotografie spielen eine große Rolle in der Welt der Amateurastronomie.

Amateure und Profis

Aber was genau unterscheidet den Amateurastronomen vom Berufsastronomen? Lubenow erklärt: „Der Unterschied zum Profi ist in erster Linie der, dass der hauptberufliche Astronom Mathematik oder Physik studiert hat.“ Natürlich könne ein studierter Physiker gleichzeitig auch noch Hobbyastronom sein. „Was die Astronomie betrifft, weiß der Amateur in der Regel ganz gut Bescheid“, findet Lubenow. „Aber er betreibt es, was die Geräte angeht, natürlich auf einem geringeren Niveau als der Profi, schließlich kostet das alles Geld.“ Ein weiterer Unterschied sei, dass der Amateurastronom die Astronomie als Hobby betreibt. „Es ist nicht sein Beruf und er verdient kein Geld damit“, verdeutlicht Lubenow.

Einsteiger mit falschen Erwartungen

Seit das Hubble-Weltraumteleskop beeindruckende Bilder des Universums zur Erde schickt, gibt es immer wieder Einsteiger, die über die Hubble-Aufnahmen die Faszination der Astronomie entdecken. „Diese Leute sind dann der Meinung, dass man mit den für Amateure zugänglichen Geräten solche Dinge sehen kann“, schmunzelt Oliver Lubenow. „Davor muss ich wirklich warnen: Das kann man definitiv nicht.“

Einsteiger-Frust vermeiden

Wenn der Einsteiger zu Beginn falsch oder gar nicht beraten wird, schlägt die Faszination schnell in Frust um – spätestens dann, wenn man im Teleskop statt farbenprächtigen Bildern nur verschwommene milchige Flecken erkennt. „Man muss die Einsteiger ein Stück weit leiten“, findet Lubenow. „So kann man diesem Frust vorbeugen.“ Oliver Lubenow ist im Vorstand der VdS für die Einsteigerbetreuung zuständig und erklärt den Anfängern gleich zu Beginn, was man mit den gängigen Hilfsmitteln sehen kann – und was nicht. „Man sollte ihnen interessante Objekte zeigen, die man häufig sehen kann – wie beispielsweise den Mond“, sagt Lubenow. „Wenn man den Einsteigern nicht hilft, solche Erfahrungen zu machen, verlieren sie unter Umständen schnell die Lust, sich in der Nacht nach draußen zu begeben.“ Schließlich ist die astronomische Beobachtung mit Aufwand und Vorbereitung verbunden, während man sich die bunten Hubble-Bilder mit ein paar Mausklicks auf den Computerbildschirm holen kann.

Beobachtungsnotizen sind hilfreich
Gunnar Glitscher von der Arbeitsgemeinschaft Astronomie und Weltraumtechnik Darmstadt (AAW) empfiehlt nicht nur Einsteigern, sich beim Beobachten Notizen zu machen. „Man kann sich so besser merken, wann man welches Objekt beobachtet hat und erkennt so vielleicht auch bestimmte Regelmäßigkeiten.“ Noch besser sei es, das beobachtete Objekt zu zeichnen, sagt Glitscher. So würde man automatisch genauer hinschauen und mit etwas Übung auch kleinere Details wahrnehmen. „Das muss natürlich keine perfekte Zeichnung sein, eine Skizze mit Erläuterungen reicht vollkommen aus“, beruhigt Glitscher. Schließlich sei nicht jeder Amateurastronom automatisch ein Künstler.