"Extraterrestrisches Leben existiert"
verfasst von Tanja Morschhäuser | 1 Kommentar
Bernhard Bachmann lässt seine Computer seit 2006 für SETI@home arbeiten und ist seitdem auch Mitglied von SETI.Germany. Er sieht SETI@home nicht nur aus naturwissenschaftlicher, sondern auch aus ethisch-philosophischer Sicht. Ein Interview.
Herr Bachmann, Sie nehmen seit 2006 am Projekt SETI@home teil. Wie sind Sie darauf gestoßen?
Wie ich genau auf SETI aufmerksam wurde, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich habe im Internet gesurft, weil ich mich über den aktuellen Stand der Suche nach extrasolaren Planeten informieren wollte. Und da wird wohl ein Link gewesen sein.
Warum beteiligen Sie sich mit Ihrem Rechner an dem Forschungsprojekt?
Ich mache mit, weil es für mich nicht die Frage ist, ob extraterrestrisches Leben existiert, sondern ob wir es finden. Seit 500 Jahren wissen wir, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Giordano Bruno wurde noch verbrannt, weil er Leben im Universum für wahrscheinlich hielt. Gallilei musste seiner Erkenntnis abschwören. Weshalb ich das erwähne? Die ganze Philosophie muss „umgeschrieben“ werden, wenn außerirdisches Leben existiert. Sämtliche Religionen verlieren ihren Absolutheitsanspruch auf die Wahrheit. Das, was wir unreflektiert seit tausenden von Jahren an Ballast im Glauben mitschleppen, kann endlich abgeworfen werden. Der Nachweis außerirdischer Intelligenz würde uns Menschen zum Nachdenken zwingen. Zum Nachdenken über unseren Umgang mit der Schöpfung Gottes. Denn wir wären nicht mehr das alleinige Ebenbild Gottes, was wir so gerne glauben wollen. Denn diese philosophische Erkennntis stammt noch aus der Zeit, als man noch glaubte, außer unserer Welt gäbe es nichts.
Für die geleistete Arbeit bekommt man so genannte „Credits“ gutgeschrieben, die vor allem als Maßstab für den Wettbewerb zwischen Teams und Einzelpersonen dienen. Läuft Ihr PC seit 2006 Tag und Nacht?
Ich mache meinen PC auch mal aus. Allerdings lasse ich ihn schon mal an, wenn ich zwischendurch weg bin. Der Suchtfaktor ist unbestritten vorhanden.
Was erhoffen Sie sich von SETI@home?
Das was sich alle erhoffen. SIE zu finden.
Was halten Sie ganz allgemein von SETI@home und von der Idee, die benötigte Rechnerleistung auf viele Teilnehmer zu verteilen?
Die Idee ist brillant. Es kann aber auch negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, wenn Computer Tag und Nacht durchlaufen, nur um für SETI@home zu rechnen. Der Energieverbrauch dürfte nicht unerheblich sein und kann meiner Einschätzung nach weltweit schon ein kleines Kraftwerk erfordern. Und dann wäre ein Rechenzentrum energetisch sinnvoller. Aber wenn Computer, die ohnehin laufen, zusätzliche Arbeit verrichten, dann ist das okay.
Glauben Sie, dass SETI@home eines Tages erfolgreich sein und ein außerirdisches Lebenszeichen empfangen wird?
Ich hoffe es. Wobei ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass eines Tages durch einen verrückten Zufall ein entsprechendes Signal gefunden wird. Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert.
Wieso haben Sie sich dem Team SETI.Germany angeschlossen und „arbeiten“ nicht alleine?
In unserem „realen“ Leben müssen wir zu oft als Einzelkämpfer agieren. Wenn ich Probleme mit dem PC habe, dann erhalte ich im Team schnelle und gute Antworten. Und ich selbst konnte auch schon einige Male helfen. Es ist ein Geben und Nehmen. Ich fühle mich hier wohl.
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Kommentare
1 Kommentar zu “"Extraterrestrisches Leben existiert"”
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07.11.2008 @ 07:36
[…] ein netter Artikel zu SETI. […]