"Eine grandiose Platzverschwendung"

verfasst von Tanja Morschhäuser | 0 Kommentare

Andreas Brückel lässt seit 2002 seine Computer für SETI@home und andere BOINC-Projekte arbeiten. Seit Ende 2005 ist er bei SETI.Germany, dem größten deutschen Team aktiv und betreut unter anderem die Team-Website. Ein Interview.

Herr Brückel, Sie sind seit 2002 Teilnehmer bei SETI@home. Warum machen Sie mit?

Als ich auf das Projekt gestoßen bin, hat mir der Bildschirmschoner zuerst gut gefallen und da ich den Gedanken dahinter faszinierend fand, habe ich auf meinem damaligen Rechner das Programm ständig laufen lassen.

Für die geleistete Arbeit bekommt man so genannte „Credits“ gutgeschrieben, die als Maßstab für den Wettbewerb zwischen Teams und Einzelpersonen dienen. Läuft Ihr PC seit 2002 Tag und Nacht?

Mein Home-Office-PC läuft eigentlich nur abends, das aber täglich. Ich habe aber auch Rechner, die sowieso 24 Stunden am Tag laufen – in dieser Zeit können sie auch noch etwas sinnvolles tun. Das Credit-System finde ich gut, da es unbestritten ist, dass viele aus diesem Grund mitrechnen. Aber für mich ist das nicht der wichtigste Anreiz. Ich persönlich möchte BOINC und die verschiedenen Projekte vor allem neuen Mitgliedern und Interessierten näher bringen und rechne deshalb meistens viele Projekte gleichzeitig auf meinen Rechnern.

Was halten Sie ganz allgemein von SETI@home und von der Idee, die benötigte Rechnerleistung auf viele Teilnehmer zu verteilen?

Die Idee des verteilten Rechnens für wissenschaftliche Projekte ist meiner Meinung nach eine sehr sinnvolle Erfindung. Es ermöglicht manchen Projekten erst ihre Forschung, da sie sonst nicht die Rechenleistung erbringen könnten, um überhaupt auf manchen Gebieten zu forschen. Oder die Arbeit würde sich sehr viel mehr in die Länge ziehen. SETI@home selbst ist immer noch das Prestige-Projekt innerhalb der BOINC-Plattform. Die meisten Teilnehmer steigen mit diesem Projekt in unsere Welt ein.

Glauben Sie, dass SETI@home eines Tages erfolgreich sein und ein außerirdisches Signal finden wird?

Für das Projekt an sich hoffe ich, dass irgendwann ein Signal gefunden wird. Ich persönlich glaube schon, dass es solche Signale gibt – wir müssen sie nur finden. Es wäre einfach eine grandiose Platzverschwendung, wenn die Erde der einzige bewohnte Planet im All wäre. Ich denke auch, dass sich viele irdische Probleme nach einer solchen Erfahrung von selbst lösen würden. Vielleicht würden sich die Menschen dann endlich einmal darauf konzentrieren, dass unser Planet erhalten werden sollte. Wenn schon nicht für uns selbst, dann wenigstens für unsere Kinder und Enkel.

Sie haben sich 2005 dem Team SETI.Germany angeschlossen. Wieso „arbeiten“ Sie nicht alleine?

Dass es Teams gibt, wusste ich anfangs gar nicht, erst als ich zu einer Frage mal im Internet recherchiert habe, kam ich auf die Homepage von SETI.Germany. Danach fand ich es einfach schön, Gleichgesinnte zu „treffen“, und auch Fragen zu BOINC-Themen und anderen Projekten zu beantworten und auch beantwortet zu bekommen. Gerade weil es so viele verschiedene Projekte gibt, wird auch ein großes Interessensspektrum der Mitglieder abgedeckt. Manche können mathematischen Projekten nichts abgewinnen, andere finden medizinische oder physikalische Projekte eher langweilig, und wieder andere rechnen eben nur SETI@Home oder die anderen „Klassiker“ Einstein oder Rosetta. In der Hauptsache macht es einfach Spaß, mit anderen über die verschiedenen BOINC-Projekte, die Technik dahinter und die vielen damit zusammenhängenden Themen zu diskutieren.

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