Wie Amateure den Profis helfen können
verfasst von Tanja Morschhäuser | 3 Kommentare
Die Astronomie ist eine der wenigen Naturwissenschaften, die Amateuren ein breites Betätigungsfeld bietet. Amateurastronomen können das Sonnensystem und Universum für sich entdecken – und dabei den Berufsastronomen unter die Arme greifen. Um den Wissenschaftlern zu helfen, reicht ein handelsübliches Teleskop vollkommen aus.
„Amateure haben einen klaren Vorteil“, erklärt Sebastian Hönig vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. „Sie müssen nicht wie Profis erst Beobachtungszeit beantragen, die dann bewilligt wird oder nicht, sondern haben mit ihrem eigenen Equipment praktisch jede klare Nacht zur Verfügung.“ Mit der fortschreitenden technischen Entwicklung in den letzten Jahren hat sich die Astronomie immer mehr für Amateure geöffnet. CCD-Kameras und Instrumente, die die Beobachtung automatisieren oder die Steuerung des Teleskops vereinfachen, ermöglichen es den Amateuren, Wissenschaft zu betreiben.
Amateurastronomen haben viele Möglichkeiten
„Viele Amateure leisten Beiträge zur Bahnbestimmung von Asteroiden und Kometen, erstellen Lichtkurven von veränderlichen Sternen oder suchen gar nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems“, zählt Hönig die Möglichkeiten auf. Bei der Suche nach diesen so genannten extrasolaren Planeten (Exoplaneten) werten Profis als erstes die langen Datenreihen zu veränderlichen Sternen aus, die über Jahrzehnte von Amateuren gesammelt wurden. „So können sie eine geeignete Auswahl treffen, denn Teleskopzeit ist teuer und die Ausrüstung der Amateure wird ja auch immer besser,“ erklärt der Amateurastronom Wolfgang Kloehr.
Beobachtungsaufrufe gewährleisten eine lückenlose Beobachtung
Doch Berufsastronomen nutzen nicht nur bereits bestehende Daten von Amateuren – teilweise werden auch „Beobachtungsaufrufe“ über Organisationen wie die American Association of Variable Star Observers (AAVSO) herausgegeben. „So wird ein lückenloses Monitoring interessanter veränderlicher Sterne gewährleistet“, sagt Kloehr. „Diese Beobachtungen werden zu 99 Prozent von Amateuren über die ganze Welt verstreut durchgeführt.“
Amateure unterstützen „Venus Express“
Auch die europäische Raumfahrtagentur ESA lässt sich von Amateurastronomen helfen: Seit 2006 läuft das Venus Amateur Observing Project, bei dem Amateure den Planeten Venus beobachten und so die Daten der Venussonde „Venus Express“ ergänzen. Da unser Nachbarplanet – ähnlich wie der Mond – Phasen zeigt, gibt es Konstellationen, in denen bestimmte Bereiche des Planeten nur von der Erde aus sichtbar sind.
Viele Dinge warten auf Entdeckung
Die Astronomin Dr. Pamela L. Gay sagt: „Ohne die Amateure könnte ein Profi einfach nicht so arbeiten, wie er es tut.“ Gay untersucht veränderliche Sterne und ist dabei oft auf die Arbeit von Amateurastronomen angewiesen. Neben den veränderlichen Sternen gibt es unzählige weitere Bereiche, in denen ein Amateur sich beteiligen kann. „Es gibt weltweite Netzwerke von Amateuren, die Sonnenflecken beobachten und zählen“, erzählt Gay. „Außerdem gibt es da draußen so viele Dinge, die nur darauf warten, von jemandem mit genügend Ausdauer gefunden zu werden.“
Supernova-Entdecker aus Deutschland
Der Hobbyastronom Wolfgang Kloehr aus Schweinfurt sucht regelmäßig nach Supernovae und konnte bereits einige Funde melden. „Bei einer routinemäßigen Beobachtung der Supernova SN2005kd fiel mir auf, dass sie noch nach etwa einem Jahr recht hell war“, erinnert sich Kloehr an eine seiner Entdeckungen. „Das Ganze habe ich natürlich gemeldet.“ Ein paar Tage später wurde mit dem NASA-Satelliten SWIFT Röntgenstrahlung zu dieser Supernova nachgewiesen. „Wäre ich als Amateur nicht dran geblieben, hätte das ganz sicher niemand bemerkt“, ist sich der Hobbyastronom sicher.
Aufruf zur wissenschaftlichen Arbeit
„Es gibt keinen Grund, ein Teleskop nur zur Beobachtung von Messier-Objekten zu verwenden“ findet Pamela Gay. „Das kann man tun, um sich selbst und andere Leute zu begeistern – wir alle brauchen von Zeit zu Zeit diese schönen Bilder. Aber man kann auch wissenschaftlich arbeiten. Geht raus, beteiligt euch und helft uns, das Universum besser zu verstehen!“
Kommentare
3 Kommentare zu “Wie Amateure den Profis helfen können”
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11.07.2008 @ 21:58
Ein schöner Artikel, wieso bin ich erst so spät drauf gestoßen?
Für ein bisschen wisschenschaftliche Arbeit braucht man als Amateur übrigens nicht mal ein Teleskop, wie ich (auch schon was her) hier gebloggt habe:
http://www.kosmologs.de/kosmo/blog/himmelslichter/sonnensystem/2008-05-13/eta-aquariden-2008
Viele Grüße,
Jan
12.07.2008 @ 10:46
Keine Ahnung, wieso du jetzt erst auf diesen Artikel gestoßen bist ;-)
Deinen Blogeintrag kannte ich schon, er taucht nur nicht in dem Artikel auf, weil der Artikel eigentlich schon viel früher geschrieben wurde…
31.07.2008 @ 21:50
Wirklich schöner Artikel!
Mir fällt spontan noch die KLeinplanetenbeobachtung im Allgemeinen und Sternbedeckungen durch Kleinplaneten im Speziellen zum Thema „Amateure helfen Profis“ ein. Hier gibt es spannende Beobachtungsaktionen mit oftmals weltweiter Koordination. Beobachtungsbeispiele finden sich auf http://www.euraster.net oder http://www.aag-heuchelheim.de
Viel Grüße
Frank